Strafen!?

also kurz und bündig geht leider ned 😉

…aus Gesprächen, persönlich und auf Social Media, höchst subjektiv subsummiert 😉

– Voves, Niessl eröffneten die Diskussion zu Integration auf einer Ebene, die meines Erachtens primär Hilflosigkeit offenbart. Abgrenzung oder Anbiederung gegen bzw zur FPÖ? Die Erkenntnis, man könne nicht mehr schweigen (hat „man“ das?). Und, wohl nicht zuletzt, nahende Wahlen – was tun?

Also gut, Handlungsbedarf gibt es wirklich. Menschen, alt und jung treffen aufeinander. Bei Schule kommt dazu, dass niemand auskann. Und das meine ich im guten, ja wichtigen wenn nicht notwendigen Sinne! Eine tolle, öffentliche Schule „um’s Eck“, wo alle(!) ihre Kinder gerne hingeben. Für mich bester Garant einer gelingenden, solidarischen, besseren Zukunft.

Gestern und heute ergab sich die medial, zum Beispiel hier oder der hier aufgebrachte Frage, wie handeln, wenn doch paar „Integrationsunwillige“ (Definition?) nicht auf Lehrerinnen (jetzt rein weiblich gemeint) hören wollten?

Vorab eine Stellungnahme der BildungsNGO jedesK!ND:

„Strafen und Sanktionen für vermeintlich „integrationsunwillige“ SchülerInnen sind der falsche Weg, Herr Integrationsminister Sebastian Kurz. Stattdessen sollten wir uns zwei Fragen stellen: Was braucht es, damit SchülerInnen sich angenommen fühlen und Freude an Leistung haben? Und welche Ressourcen benötigen LehrerInnen, um ihren Schützlingen bei der Entfaltung ihre Talente zu helfen?

Jedes Kind ist wichtig und Österreich braucht jedes Kind! Keines sollte für Populismus instrumentalisiert werden.“

Was aber tun? Nun, ich habe hier auch keine einfache Lösung anzubieten. Eigentlich sehe ich sogar solche „einfache Lösungen“ als meist grob verkürzend, das Feld nie ganz erfassend. (hier zum Beispiel vernachlässige ich manches: Ja, es gibt unerträgliche Macho-Väter, christlich, muslimisch, atheistisch, was weiß ich was. Ja, es gibt Helikopter Eltern, die im Wollen für ihr Kind ungewollt viel Schaden anrichten. Ja, es gibt Mütter, wo man aus der Haut fahren will, so wurscht scheinen ihnen die eigenen Kinder zu sein. Und Ja, es gibt Kinder, die machen es einem wirklich nicht leicht)

Was ich aber sehr wohl habe, ist eine Überzeugung und eine (sicher nicht umfassende) „empirische Expertise“:

  • Integration muss sich zuerst primär in unserer aller Köpfe und Herzen abspielen
  • Das Zusammenleben, auch nicht Integration oder Inklusion, kann niemals Aufgabe nur „einer Seite“ sein. „Wir“ Österreicher_innen sind in meiner erlebten Erfahrung oftmals tatsächlich nicht sehr bereit, sich auf neues, „fremdes“ einzulassen.
  • „Integrationsunwilligkeit“ (wer bitte fängt an, dieses für mich furchtbare Wort zu definieren?) bei Schule endet dort schlagartig, wo Lehrer_innen klare und bedingungslose Wertschätzung und Hingabe zu allen(!) Schüler_innen (und zu den Eltern!) formulieren und (vor)leben!
  • bei einer kurzfristig von mir durchgeführten (schmalen) Befragung vieler Kolleginnen (weibliche Pädagoginnen und Lehrerinnen) ergab sich, dass alle Eltern, insbesondere auch muslimische Väter, zumeist gar kein Respektproblem haben, wenn sie diese Hingabe und Wertschätzung erleben. Da „sticht“ das Interesse um das eigene Kind. Wie gesagt, dies ist ein kleiner Ausschnitt aus meinem Umfeld, primär Kolleginnen aus der Volksschule und der Neuen Mittelschule – vielleicht will hier jemand noch Erfahrungen einbringen?…

Ein letztes, was mir wichtig erscheint: Wertschätzung gegenüber jedem Kind müssen sich diese meines Erachtens keineswegs „erarbeiten“. Ich erachte diese in ihrer Bedingungslosigkeit viel mehr als Grundvorraussetzung, besonders auch für Lehrer_innen, für Elementarpädagog_inen.

Ich fürchte(?), da bin dann doch kurz und bündig, tendenziell wenig diskussionswillig, nahezu intolerant 😉

9 Gedanken zu „Strafen!?“

  1. Ein schöner Text, danke.
    Der Offenheit, der herzliche Zugewandtheit zeigt.

    Ich denke, dass die aufgeklärten, die freieren Charaktere den weniger aufgeklärten, den weniger freien verpflichtet sind. Sie, wie man sagt, mitnehmen müssen. Ein manchmal einsamer, ein oft anstrengender Kampf.
    Es ist das Maß an gefühlter eigener Integration, das die Bereitschaft zur Integration anderer wesentlich bestimmt, denke ich.

    Während ‚höhere‘, somit oft freiere Schichten schon bereit sind, zu integrieren, fühlen sich andere noch nicht in der Lage, wähnen sich womöglich in der Gefahr, zurückgelassen zu werden.

    So ist Aufklärung tägliche Arbeit – tägliche Bereitschaft, diese Aufgabe anzugehen.

    Wenn wir jemandem verpflichtet sind, diese Arbeit zu leisten, dann sind es die Kinder. Die nicht, die noch nicht zu unterscheiden wissen, was Nationalität, was Religion etc. bedeuten.

    Die unter guten Bedingungen auch in späteren Zeiten wissen, dass es nur Konzepte sind, deren Bedeutung nicht zu überschätzen ist.

    Einen schönen Sonntag

    Frank

  2. Grad wegen deiner Intoleranz in manchen Fragen bist du so sympathisch. Gratuliere zu dem „Erstlingseintrag“ – du hast dir die Latte ziemlich hoch gelegt.

    1. Danke vielmals, Peter! – klar, über ein Bodenholzerl zu hüpfen, hat mir noch nie genügt 😉
      …aber im Ernst – letztlich geht es mir (einfach und eben doch real so komplex) um bessere Bildung für jedes(!) Kind.

  3. Nach einem guten Hinweis – drüben bei Facebook, (Danke, Alexandra Weinhäupl!) möchte ich gerne etwas ergänzen:

    – ich spreche hier von einer grundlegenden Haltung, nicht von unmenschlichen Forderungen!
    ich bin selbst tagtäglich an meine Grenzen gestoßen und habe dabei sicher nicht alles richtig gemacht. Selbst aber meine „Auszucker“ (zugegeben eher sehr selten) konnten mir meine SchülerInnen dennoch verzeihen, wie hoffe und glaube. denn meine (prinzipielle und a priori!) Wertschätzung stand außer Streit.
    nochmals, nicht „100%“ aber eigene, tragfähige Überzeugung zählt!

    – ein zweites noch. Man darf Wertschätzung meines Erachtens auch niemals mit „keinerlei Grenzen setzen“, „Beliebigkeit“ oder einem „Aufgeben der eigenen Haltungen oder Überzeugungen“ verwechseln. Im Gegenteil, ich erachte es sogar als wichtiges pädagogisches Tun, die eigene Persönlichkeit, unser Selbst hier einzubringen!

  4. Schule ist meiner Meinung nach immer auch ein Ort, an dem es viel mehr um BEziehung als um ERziehung gehen sollte und genau da setzt die Gratwanderung an. Inwieweit ist man/frau bereit, sich auf seine schüler/innen einzulassen? Es geht nicht darum, eine Mutter Theresa, ein Best Friend oder ein Elternersatz zu sein, so dern es geht darum, eine professionelle Beziehung zu den Jugendlichen zu leben, die ausstrahlt, es ist mir ein Anliegen, dass es dir gut geht und was ich dazu beitrage, das mache ich gerne. Wenn es gelingt, in dieser Haltung auch Eltern zu begegnen, dann wäre schon viel gewonnen, denn letztlich geht es vor allem auch darum, den Eltern positive Erfahrungen mit Schule zu vermitteln. Es wär manchmal besser, zuhause anzurufen, um etwas positives mitzuteilen, als sich immer nur dann zu melden, wenn etwas passiert ist, oder wenn negative Leistungen drohen oder wenn anderer Handlungsbedarf ist. Viel zu oft fühlen sich Eltern dadurch gegen die Wand getrieben und reagieren ablehnend und somit dreht sich die negativ Spirale weiter, die sich unwillkürlich dann auch auf die Kinder überträgt. Jede einzelne positive Erfahrung kann heilsam sein, also warten wir nicht, was Bildungsreformer entscheiden, sondern tun wir selber, was möglich ist…..
    Danke für deine Impulse dazu, lieber Daniel!

    1. Doris, ich bin in allen Punkten bei dir! Wie wunderbar, dich, an wichtiger Stelle mitten im österreichischen Schulsystem, zu wissen. Danke!

  5. Warum leider. Glücklicherweise wissen wir heute wie schädlich und sinnlos Strafen sind. Schädlich für die Beziehung und für die persönliche Entwicklung von Menschen. Sie führen weder zu Einsicht noch zu einer bleibenden Verhaltensänderung. Viel besser ist es sich mit dem Menschen als gleichwertige Person auseinander zu setzen, Gespräche zu führen und gemeinsam Lösungen zu finden.

  6. Zwei Dinge fallen mir dazu ein: Wenn eine schreckliche Situation entstanden ist, kann man raunzen, aber dann ist es schon zu spät – vorbeugen ist besser als heilen – s.o. (lieber mal anrufen, um etwas Positives zu sagen usw.)
    Der Typ, der bei den Sängerknaben alles macht*, auch die Konzertprojekte für ich glaub Volksschüler mit Migrationshintergrund, sagte, die Eltern kann man oft gar nicht erreichen, sie kamen nach Österreich und wurden seither nur ausgegrenzt, da geht nix. Das ist auch meine Erfahrung aus einer Schule in einem Migrantenbezirk, wo ich ein ähnliches Konzert abgewickelt habe. Also good luck, wer sich gerne in so einem massiven Problemfeld bewegt, braucht ein dickes Fell.
    *Wirth Gerald, glaub ich

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