Morgen Vormittag ist es in Teilen Österreichs wieder einmal so weit. Das finale Urteil über ein Schuljahr, immer noch diese 1-5, wird verkündet. Besser gesagt, es wird sichtbar, unübersehbar. Denn viele Schüler_innen wussten und wissen ihre Ziffernurteile ja bereits.
Deutsch, Englisch, bei manchen noch Französisch oder Latein – und vor allem Mathematik – Fächer, die besonders im Fokus stehen. In denen seit Jahren auch mehr und mehr Nachhilfe zugekauft werden muss. Wie jedes Jahr werden damit auch heuer wieder diese Fächer vor anderen gereiht worden sein. Gleich nach Religion, seit einigen hundert Jahren an der ersten Stelle der Zeugnisse in Österreich zu finden.
Doch zurück zu morgen, wo im Osten Österreichs für einige auch dieses Jahr keine Sonne aufgehen wird. Vielmehr sind es dunkle Schatten, die drohend nahen, die wohl auch heute Nacht schon bei der einen oder beim anderen Schlaflosigkeit auslösen werden. Nicht mehr jene vor dem allerersten Schultag im Leben, wo Aufregung, Neugier und Lernlust bei den meisten zu unbändiger Vorfreude führt. Sondern nackte Angst raubt hier den Schlaf. Angst, vom Druck erzeugte Sorge, bis hin zum Existentiellen.
Es werden deswegen auch heuer wieder nicht alle den Sommer erleben. Manch eine oder einer davon vielleicht nicht einmal mehr den Freitag Abend. Und einige mehr werden auch dieses Jahr wieder probieren, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Selbstmordrate der jungen Menschen nimmt Jahr für Jahr um die Zeugniszeit zu.
Aber man muss nicht so weit denken, es reicht, in Familien hineinzusehen und zu horchen, vielleicht auch an die eigene Kindheit und Jugend zurück zu denken.
Vieles an Konflikt, Ärger, Sorge und Druck kommt via Ziffernnoten ins Haus. Schlimmer, manche verwenden diese immer noch als Druckmittel. Oft auch aus eigener Hilflosigkeit heraus werden gefährliche Aussagen getätigt. Wenn du keine positive Note bringst, dann…
Deswegen formuliere ich auch dieses Jahr meine Bitte bewusst wieder am heutigen Tag, und sie gilt besonders auch für diesen speziellen Abend, jenem vor der Zeugnisverteilung.
Fordert und fördert eure Kinder. Erwartungen sind erlaubt, ja oft sogar geboten. Zugleich jedoch wünsche ich mir für alle auch die Fähigkeit zu einer gewissen Gelassenheit.
Und das meiner Meinung nach wichtigste, es ist nicht zu spät, nie, sein Kind an der Hand oder in den Arm zu nehmen. Auch noch mit 16 oder 17 Jahren. Unmissverständlich zu sagen, dass man es liebt. So wie es ist, unabhängig davon, was es macht. Einfach grundsätzlich und bedingungslos.
Heute Abend zum Beispiel, da wäre ein richtig guter Moment dafür.
Und dann, auch das jedes Jahr, ein Danke allen, die auch in diesem Schuljahr wieder versucht haben, in guter Gemeinsamkeit und im Sinne der Kinder und Jugendlichen, diese ein Stück weit sicher und gut zu begleiten. Über 120.000 Pädagog_innen und Schulleiter_innen, einige mehr dazu, die auch im Umfeld unterstützen. Mitarbeiter_innen in den Sekretariaten, andere Menschen die helfen, reinigen zum Beispiel, Psycholog_innen und Sozialarbeiter_innen, von denen es noch so viel mehr bräuchte. Ein ganz besonders Danke! ❤
Und ihnen allen, sowie den Kindern, Jugendlichen, den Mamis und Papis, Stiefeltern, Tanten, Onkeln, Omas, Opas usw – denen wünsche ich einen guten Sommer mit hoffentlich vielen Möglichkeiten, eine erholsame, gemeinsame und gute Zeit zu verbringen!
Und, last but not least, hoffentlich können auch alle wieder richtig viel Vorfreude tanken. Kindergarten, Schule, sind Orte der Bildung, die Lust und Freude bereiten sollen, positiv wirken müssen. Für möglichst jedes(!) Kind und alle Jugendlichen!
PS: zum Abschluss noch ein wunderschöner, aufbauender und Mut machender, Beitrag, unlängst im Standard als Meinung abgedruckt.
„und genießen Sie eine halbe Stunde Lobeshymne auf Ihren Sohn.“
Liebe Christina und Philippe, Danke, dass ihr hier mit uns euren gegangenen Weg teilt.
Und Sohn wie Lehrerin Flausch und Liebe! ❤
https://derstandard.at/2000082273592/Die-Zeit-spielt-fuer-die-Kinder
…angemerkt, ich durfte ja diesen euren Weg (sehr am Rande) ein paar Jahre auch ein wenig mitverfolgen. Es ist so wichtig aufzuzeigen, was alles via guter Lehrer_innen in offenkundig hervorragenden Schulen möglich ist. Und – mindestens genauso wichtig – dass dies auch so oft in unseren Schulen geschieht!